Drei Wege zur Stärkung von Frauen: Wie Oikocredit sich für eine gerechte Welt einsetzt

Drei Wege zur Stärkung von Frauen: Wie Oikocredit sich für eine gerechte Welt einsetzt

Fin’Elle28. März 2024

Frauen stehen im Mittelpunkt unserer Gemeinschaften, doch sie sind nach wie vor mit einer Vielzahl von wirtschaftlichen und sozialen Hindernissen konfrontiert. Sie haben weniger Chancen auf wirtschaftliche Teilhabe als Männer, schlechteren Zugang zu Grund- und Hochschulbildung und sind größeren Gesundheits- und Sicherheitsrisiken ausgesetzt.

In Frauen zu investieren steht seit der Gründung von Oikocredit im Jahr 1975 im Mittelpunkt unseres Auftrags. Das entspricht unserer Vision von einer gerechten Gesellschaft. Wir arbeiten eng mit vielen Partnerorganisationen zusammen, deren Kundschaft mehrheitlich aus Frauen besteht, und unterstützen sie dabei ihre Fähigkeiten auszubauen. Außerdem sind wir der Meinung, dass Frauen am Entscheidungstisch vertreten sein müssen, und setzen uns für ihre Belange ein.

Ein Fall für finanzielle Inklusion

Laut einer Analyse des Weltwirtschaftsforums für das Jahr 2023, die 146 Länder umfasst, beträgt der weltweite Gender Gap 68,4 Prozent. In dem Bericht wurde die Gleichstellung der Geschlechter in vier Bereichen, nämlich wirtschaftliche Teilhabe und Chancen, Bildung, Gesundheit und Überleben sowie politische Teilhabe, gemessen. Bei den derzeitigen Fortschritten wird es schätzungsweise 131 Jahre dauern, diese Lücke zu schließen.

Untersuchungen zeigen, dass die finanzielle Inklusion von Frauen die wirtschaftlichen Bedingungen für ihre Familien und für die Gemeinschaften insgesamt verbessert. Frauen tragen tendenziell einen größeren Teil ihres Einkommens zum Haushaltskonsum bei als Männer,  berichtet die Internationale Arbeitsorganisation.  Die Ausweitung der finanziellen Inklusion von Frauen kommt daher auch den Haushalten, Gemeinschaften und der Gesellschaft zugute.

Wenn Frauen vollständig am Wirtschaftsleben teilhaben, führt dies zu konkreten Ergebnissen, wie der Schaffung von Arbeitsplätzen, Innovation, verbesserter Produktivität und nachhaltigem Wirtschaftswachstum sowie der Wahrung ihrer Menschenrechte. Allein durch die Förderung der Geschlechtergleichstellung kann das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gesteigert werden. Nach Angaben des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen könnte das Pro-Kopf-BIP von 6,1 Prozent auf 9,6 Prozent steigen.

Laut Moody's Analytics könnte die Schließung der Geschlechterkluft allein in den OECD-Ländern der Weltwirtschaft einen Schub von 7 Billionen US-Dollar geben.

Wie Oikocredit zur Stärkung von Frauen beiträgt

Oikocredit leistet an mehreren Fronten einen aktiven Beitrag zu den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs). Besonders aktiv sind wir im Hinblick auf SDG 5, das die Gleichstellung der Geschlechter und die Stärkung aller Frauen und Mädchen zum Ziel hat.

Wir investieren in sorgfältig ausgewählte Partnerorganisationen in Lateinamerika, Asien und Afrika und helfen ihnen, Kapazitäten aufzubauen, um die wirtschaftliche Teilhabe von Frauen zu fördern und die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der finanziellen Inklusion zu verringern. Bei der Finalisierung von Partnerschaften wenden wir im Rahmen der Sorgfaltsprüfung potenzieller Partner geschlechtsrelevante Indikatoren an, z. B. eine Nichtdiskriminierungspolitik, die Stärkung der Rolle der Frau am Arbeitsplatz und die Vertretung von Frauen auf Management- und Vorstandsebene.

2010 haben wir eine ESG-Scorecard (Environmental, Social, Governance) entwickelt, um die soziale Leistungsfähigkeit unserer Partnerunternehmen in den verschiedenen Teams, Regionen und Ländern, in denen wir arbeiten, zu vereinfachen und zu harmonisieren. Der erste ESG-Score berücksichtigte bereits Elemente der Geschlechtervielfalt und der Vertretung von Frauen auf allen Ebenen innerhalb der Organisationen, mit denen wir zusammenarbeiten.

Unser Wirkungsbericht 2023 zeigt, dass 87 Prozent der 42,2 Millionen Kund*innen, die unsere Partnerorganisationen im Bereich finanzielle Inklusion erreicht haben, Frauen waren. Tatsächlich ist die Gleichstellung der Geschlechter für mehr als drei Viertel (79 Prozent) der Partner im Bereich finanzielle Inklusion bzw. Landwirtschaft (77 Prozent) ein Ziel.

Ein Beispiel für unsere jüngste Arbeit zur Förderung der Geschlechterparität ist unsere Investition in die erste Sozialanleihe für Vielfalt und Inklusion, die in Ecuador von unserem langjährigen Partner Cooperativa Jardín Azuayo gemeinsam mit IDB Invest herausgegeben wurde. Es handelt sich um die weltweit erste Anleihe, die Anreize für die Erreichung sozialer Ziele bietet, d. h. für die Ausweitung der Finanzierung von kleinsten, kleinen und mittleren Unternehmen (KKMU), die von Frauen, indigenen Gemeinschaften, Migrant*innen, Menschen mit niedrigem Einkommen und/oder niedrigem Bildungsniveau geführt werden und/oder sich in deren Besitz befinden. Zu den Anreizen gehören ein Geldbonus, wenn die Ziele erreicht werden, sowie Beratungsdienste, beispielsweise zur Bewertung und Verbesserung von Kreditentscheidungen gegenüber Frauen und unterrepräsentierten Gruppen.

Patricio Torres, Investitionsbeauftragter von Oikocredit, Lucas Achig Subia, Vorsitzender des Verwaltungsrats von Jardín Azuayo, und Lorena Torres, Investitionsmanagerin von Oikocredit

An anderer Stelle haben wir frühzeitig in die indische Finanztechnologieplattform Kaleidofin investiert. Das Start-up nutzt digitale Technologien, um Spar-, Kredit- und Versicherungsprodukte für Menschen mit geringem Einkommen anzubieten, die von traditionellen Finanzinstituten nicht ausreichend bedient werden. Etwa 98 Prozent der Kund*innen sind Frauen.

Und in Afrika unterstützte Oikocredit als erste internationale Kreditgeberin Fin'Elle, eine Mikrofinanzinstitution in Côte d'Ivoire, die sich auf die Vergabe von Mikrofinanz- und Mesofinanzierungskrediten an von Frauen geführte KKMU konzentriert. 2021 vergab Oikocredit ein Darlehen von 2,3 Millionen Euro an Fin'Elle.

Gleichzeitig verpflichteten wir uns, die Organisation mit technischer Hilfe zu unterstützen, um die finanzielle Allgemeinbildung von Frauen zu verbessern und die finanzielle Inklusion im Land zu fördern.

Diese Art der Beratungs- und Schulungsangebote ist entscheidend, um die Wirkungen von Impact-Investitionen zu optimieren.

Im Rahmen unserer Beratungs- und Schulungsprojekte arbeiten wir daran, Partnerorganisationen mit den notwendigen Fähigkeiten und Werkzeugen auszustatten, um die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern. Im Laufe des Jahres 2022 haben wir über unser Netzwerk 67 Organisationen in 16 Ländern beim Kapazitätsaufbau unterstützt.

Mit dem Projekt „Women's Innovation for Sustainable Enterprises“ (Wise) in Ghana will Oikocredit den Zugang zu wirtschaftlicher Teilhabe, Wohlstand und inklusivem Wirtschaftswachstum für Frauen verbessern. Zwei Jahre lang hat Oikocredit zusammen mit einer lokalen Beratungsfirma 31 Mitarbeiter*innen von fünf Partnerorganisationen im Bereich finanzielle Inklusion geschult, um Finanzprodukte und -dienstleistungen für rund 12.000 Frauen in den Regionen Ahafo, Bono, Bono Ost und Nordghana zu entwickeln und zu verbessern. Trotz eines komplexen makroökonomischen Umfelds hat das Projekt bereits 22 Prozent der Zielgruppe erreicht, und in den kommenden Monaten sollen noch mehr Frauen hinzukommen.

Die Führungsrolle von Frauen im Mikrofinanzsektor fördern

Die Themen Geschlechtervielfalt und Frauen in Führungspositionen auf institutioneller Ebene stehen im Mittelpunkt unserer Zusammenarbeit mit unseren Partnerorganisationen. Die finanzielle Inklusion von Frauen ist ein wichtiges Thema in den Datenerfassungsinstrumenten, die wir in den letzten zehn Jahren entwickelt haben. Wir erfassen und kommunizieren auch den geschäftlichen Nutzen, den Organisationen aus der Förderung von Frauen in Führungspositionen ziehen können.

Von Frauen geführte Mikrofinanzorganisationen sind der Schlüssel für die Gleichstellung der Geschlechter. Etwa 34 Prozent unserer Mikrofinanzpartner haben mindestens 50 Prozent Frauen in ihren Führungspositionen. Dieser Anteil ist in den letzten Jahren relativ stabil geblieben. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 waren 21 Prozent der Sitze im Vorstand und 19 Prozent der Führungspositionen in globalen Finanzdienstleistungsinstituten mit Frauen besetzt.

Mehr Frauen in Führungspositionen und mehr Frauen in der Belegschaft sind nicht nur etwas, das man "gerne hätte". Eine Organisation, die mehr Frauen einbezieht, hilft, Talente anzuziehen und zu halten. Und Mitarbeiter*innen, die sich wirklich wertgeschätzt fühlen, sind zufriedener mit ihrer Arbeit, was wiederum die Produktivität steigern kann. Eine vielfältigere Belegschaft ermöglicht es, unterschiedliche Ansichten und Erfahrungen zu berücksichtigen, was zur Entwicklung von Produkten beitragen kann, die den Bedürfnissen der Kund*innen besser entsprechen.

Darüber hinaus kann eine stärkere Präsenz von Frauen in Führungspositionen die finanzielle und wirtschaftliche Leistung von Unternehmen beeinflussen. Frauen in Führungspositionen tragen unter anderem dazu bei, dass Organisationen kundenorientierter werden, das Portfoliorisiko sinkt und die Produktivität und Bindung der Mitarbeitenden verbessert wird.

Unsere Partnerorganisationen haben eine Regressionsanalyse von Daten durchgeführt, die zwischen 2012 und 2022 erhoben wurden. Diese Analyse zeigt, dass Finanzdienstleistungsanbieter im Bereich der finanziellen Inklusion, die mehr Frauen in Führungspositionen haben, wahrscheinlicher weibliche Kundinnen bedienen, eine vielfältigere Produkt- und Dienstleistungspalette anbieten und die Armutsbekämpfung als soziales Ziel verfolgen. Bemerkenswert ist, dass der Unterschied in den Zielen und Leistungsindikatoren von Mikrofinanzinstituten nur in Organisationen zu sehen ist, in denen Frauen auf allen Führungsebenen, sowohl im Vorstand als auch im Management, vertreten sind.

Offensichtlich steht die geschlechtsspezifische Vielfalt in den Führungsebenen in Zusammenhang mit Indikatoren für gute Entscheidungen für die Endkund*innen.

Engagiert für die Stärkung von Frauen

Finanzielle Ausgrenzung ist nach wie vor ein dringendes Problem, insbesondere für Frauen.

Wir bei Oikocredit haben die Vision einer globalen, gerechten Gesellschaft, in der die Ressourcen nachhaltig verteilt werden und alle Menschen die Wahlmöglichkeiten haben, die sie für ein Leben in Würde brauchen. Seit fast 50 Jahren wissen wir, dass Frauen für die Verwirklichung dieser Vision unverzichtbar sind. Deshalb engagieren wir uns weiterhin für die Förderung der Geschlechtervielfalt und -integration in unserer Arbeit - durch verantwortungsvolle Investitionen, Beratungs- und Schulungsprojekte, sowie die Förderung weiblicher Führungskräfte.

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