Gladys Arcos‘ Geschichte: Finanz für Familie und kulinarische Tradition

Gladys Arcos‘ Geschichte: Finanz für Familie und kulinarische Tradition

COOP-EC-041.jpg07. Oktober 2021

Oikocredit investiert in Organisationen, die Frauen wie Gladys Arcos unterstützen. Sie betreibt ein kleines Familienunternehmen in Ecuador.

Arcos‘ Geschichte ist ein gutes Beispiel dafür, wie der Zugang zu Finanzmitteln zusammen mit unternehmerischer Tatkraft den Weg ebnet, um in schwierigen Zeiten für die Familie zu sorgen und dabei gleichzeitig in eine bessere Zukunft zu investieren.

Familienunternehmen sind nicht nur eine tragende Säule für Volkswirtschaften, sie tragen auch dazu bei, die lokalen Traditionen am Leben zu erhalten. Nicht zuletzt sorgen diese Betriebe für den Lebensunterhalt der Familien, ermöglichen Zugang zu Bildung und sichern die Altersvorsorge. Zugleich bedeuten sie die Chance, Stabilität für künftige Generationen zu schaffen.

Gladys Arcos und ihr Mann Ivan Quishpe

Im Norden Ecuadors liegt zwischen zwei Vulkanen, Casitagua und Pululgagua, die kleine Gemeinde Calacalí. In dieser ländlichen Gegend ist Gladys Arcos geboren und aufgewachsen. Wie viele ihrer Landsleute lernte Arcos die traditionelle ecuadorianische Süßspeise espumillas bereits in ihrer Kindheit kennen und lieben. Auf den ersten Blick sehen diese Leckereien aus wie Eiscreme, sind aber etwas völlig anderes: luftige, lockere Baisers, serviert in Eistüten. Seit 25 Jahren erhält Gladys Arcos diese lokale Tradition am Leben.

Während der ersten 15 Jahre, in denen sie Espumillas produzierte, arbeitete Gladys Arcos für zwei Frauen und war somit finanziell von ihnen abhängig. Doch eines Tages änderte sich alles. Eine der Frauen verstarb und bald darauf verzog die andere ins Ausland. Der Betrieb wurde geschlossen, und Arcos – Ehefrau und Mutter von zwei Kindern – stand ohne Arbeit und Einkommen da. Doch damit nicht genug: Kurz nachdem sie ihren Job verlor, hatte ihr Mann einen Unfall.

Ihre Familie brauchte ein Einkommen, und zwar schnell. Gladys Arcos vertraute auf ihre Erfahrung bei der Zubereitung von Espumillas und ihren eigenen Unternehmergeist und beschloss sich selbstständig zu machen, um für ihre Familie zu sorgen und die lokale Tradition am Leben zu erhalten. „Ich nahm das Geschäft wieder auf“, sagt sie, „weil ich nicht wollte, dass unsere lokale Espumilla-Tradition verloren geht.“

Anfangs verkaufte Arcos die Leckereien aus einer einfachen Schubkarre, doch für nachhaltigen Erfolg brauchte sie finanzielle Unterstützung. Also nahm sie Kontakt zum Oikocredit-Partner Cooperativa de Ahorro y Crédito Cooprogreso Ltda („Cooprogreso“) auf. Cooprogreso wurde 1969 gegründet und ist eine Spar- und Kreditgenossenschaft in Ecuador, die Finanzierungen für KleinstunternehmerInnen in städtischen und ländlichen Gebieten anbietet. 

„Mit Cooprogreso kam die Wende“, erzählt Gladys Arcos. „Ich hatte weder ein eigenes Haus noch ein Auto oder andere Sicherheiten. Für die meisten Kreditgeber war ich daher ein zu großes Risiko. Aber Cooprogreso war zur Stelle, als ich sie brauchte.“

Die Unternehmerin nutzte ihren ersten Kredit von Cooprogreso in Höhe von 4.000 US-Dollar (ca. 3.400 Euro), um in ihr Espumilla-Geschäft zu investieren. Mit der Finanzhilfe weitete sie ihr Angebot auf andere Streetfood-Speisen aus und kaufte Rinder als zusätzliche Einkommensquelle. Dank der anhaltenden Unterstützung von Cooprogreso konnte sie ihre Schubkarre durch einen Handkarren ersetzen und schließlich ein Grundstück kaufen. Inzwischen besitzt sie ihren eigenen Laden.

Gladys Arcos ist nur eine von vielen UnternehmerInnen, die Cooprogreso unterstützt. Und Organisationen wie Cooprogreso gibt es in der ganzen Welt. Doch wie gelingt es ihnen, auch weiterhin wirtschaftlich benachteiligte Menschen – wie Arcos – im ländlichen Raum zu stärken?

Partnerschaften für positive Wirkung

Damit die Genossenschaft Cooprogreso ihre wichtige Arbeit für wirtschaftlich benachteiligte Gemeinschaften fortsetzen kann, braucht es InvestorInnen wie Oikocredit. Geschichten wie die von Gladys Arcos sind für Oikocredit Ansporn, mit Organisationen wie Cooprogreso zusammenzuarbeiten und sie bei ihren Anstrengungen zu unterstützen.

Inzwischen besitzt Gladys Arcos ihren eigenen Laden.

Lorena Torres, Oikocredit-Investmentmanagerin in Ecuador, über die Partnerschaft zwischen Oikocredit und Cooprogreso: „Cooprogreso ist seit 2015 unser Partner. Über die Jahre hat diese Mikrofinanzinstitution ihr aufrichtiges Engagement für den Ausbau ihrer sozialen Reichweite nachdrücklich unter Beweis gestellt.“

Die Unterstützung ihrer Partnerorganisationen bei der Erhöhung ihrer sozialen Reichweite ist für Oikocredit von allergrößter Bedeutung. Das Unterstützungsangebot von Oikocredit beschränkt sich dabei nicht auf Kreditvergabe und Kapitalbeteiligungen – die internationale Genossenschaft setzt sich auch dafür ein, die soziale Wirkung ihrer Partner zu maximieren. Das geschieht durch die Verknüpfung von Finanzierungen mit einem zusätzlichen Beratungs- und Schulungsangebot. „Unsere Beratungs- und Schulungsprogramme belegen die Fortschritte von Cooprogreso. Damit fungiert Oikocredit als Maßstab für andere und schafft eine Kultur der guten Praxis in der Branche“, sagt Torres.

Cooprogreso konnte mithilfe von Oikocredit ihre Arbeitsweise optimieren, um Frauen wie Gladys Arcos zu helfen. Mit Anfang 40 ist Arcos jetzt eine erfolgreiche Geschäftsfrau, die ihren Mann während seiner Genesung unterstützt und ihren Kindern eine Schulausbildung ermöglicht hat. Ihr Wunsch für die Zukunft: „Ein Haus bauen und dass meine Familie weiterhin arbeiten kann und wir zusammen sein können.“

Weitere Informationen zur Arbeit von Oikocredit und ihrer sozialen Wirkung finden Sie in unserem Wirkungsbericht 2021.

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