SSNUP: Neues Projekt zum Schutz von KleinbäuerInnen [Teil 2]

SSNUP: Neues Projekt zum Schutz von KleinbäuerInnen [Teil 2]

SSNUP interview 1.jpg06. Mai 2021

Ging Ledesma, Direktorin für Soziales Wirkungsmanagement und Innovation, berichtet über das Smallholder Safety Net Upscaling Programme (SSNUP).

Um die Ernährungssicherheit zu schützen und die ländliche Armut zu bekämpfen, hat sich Oikocredit dem Smallholder Safety Net Upscaling Programme (SSNUP) angeschlossen. Im zweiten Teil des Interviews erzählt Ging Ledesma, Direktorin für soziale Leistungen und Innovation bei Oikocredit International, wie Oikocredit mit Wetterindexversicherungen und dem Preisrisikomanagement-Programm zu SSNUP beiträgt.

In diesem Beitrag erfahren Sie mehr zu konkreten Maßnahmen von Oikocredit im Rahmen von SSNUP, während Sie im ersten Teil nachlesen können, was SSNUP ist, welche Ziele verfolgt werden und wieso sich Oikocredit daran beteiligt.

Ging Ledesma, Direktorin für Soziales Wirkungsmanagement und Innovation

Wie will Oikocredit SSNUP helfen, sein Ziel zu erreichen?

Wir kombinieren verschiedene Ansätze. Unsere Genossenschaft hat derzeit drei Vorhaben, an denen wir arbeiten: Wetterindexversicherungen für afrikanische Länder, die Ausweitung unseres Preisrisikomanagement-Programms auf Afrika und Asien und die Ausweitung der Landwirtschaftsportfolios bei den Mikrofinanzpartnern.

Eine wichtige Frage für uns ist: Wie können wir den LandwirtInnen mehr Finanzierungslösungen anbieten? Man muss die richtigen Produkte entwickeln, die den abgelegenen Standorten, den Prozessen und den Risiken in der Landwirtschaft Rechnung tragen. Es stellen sich viele Fragen: Wie wird die Finanzierung ausgezahlt? Wie unterstützt man die BäuerInnen, damit sie ihre Kredite zurückzahlen können? Wie wird das Monitoring durchgeführt? In städtischen Gebieten bieten Mikrofinanzinstitutionen auch Dienstleistungen für die Geschäftsentwicklung für Unternehmen im informellen Sektor an; was wäre das Äquivalent im Agrarsektor? Unser Preisrisikomanagement-Programm, das wir für Kaffeekooperativen im Norden Lateinamerikas entwickelt haben, wird nun für Ruanda und möglicherweise Uganda angepasst. Das gesamte Material muss vom Spanischen ins Englische übersetzt werden. Hinzu kommt, dass Kaffeeorganisationen in Afrika anders arbeiten als in Lateinamerika.

Das Preisrisikomanagement-Programm von Oikocredit wird für Ruanda angepasst.

Wir haben bereits mit den Vorbereitungen und Begutachtungen begonnen, aber sobald die Covid-19-Bestimmungen aufgehoben sind, werden wir die Organisationen persönlich besuchen können, um ihre Bedingungen richtig zu prüfen, zu sehen, was sie brauchen, und zu erkennen, was ihre Stärken und Schwächen sind. Dann werden wir maßgeschneiderte Schulungen anbieten, die sich auf Dinge wie besseres Management oder den besseren Umgang mit Preisrisiken konzentrieren. Eine spannende Erweiterung unserer Arbeit für das SSNUP-Projekt ist die Wetterindexversicherung - ein Angebot für KleinbäuerInnen, das noch massiv ausgebaut werden kann. 

Wie genau funktioniert eine Wetterindexversicherung?

Diese Art der Versicherung wird nicht erst dann ausgezahlt, wenn ein erkennbarer Schaden vorliegt. Stattdessen wird in jeder landwirtschaftlichen Zone eine detaillierte Analyse durchgeführt, um zu sehen, welche Wetterprobleme auftreten und sich auf die Farmen auswirken können. Und wenn dann ein Wetterereignis eintritt, wissen wir, welche Auswirkungen das Wetterereignis auf den Betrieb haben könnte, und es können Zahlungsansprüche gestellt werden. Diese Vorgehensweise spart Kosten, weil sie eine präzisere Risikobewertung auf der Grundlage langfristiger Wetterdaten ermöglicht. Um ein solches Produkt zu entwickeln, braucht man allerdings sehr genaue Kenntnisse. Man müsste vor Ort recherchieren, Messungen durchführen und Daten über die Wetterbedingungen sammeln und zusammenstellen. Außerdem muss man einen Index für jedes einzelne Getreide, wie Reis oder Mais, erstellen und ein Geschäftsmodell für jedes Produkt entwickeln. Außerdem wird eine digitale Plattform benötigt, damit die Menschen in ländlichen Gebieten herausfinden können, welche Versicherungsleistungen sie beanspruchen können.

Mit welchen Partnern wird Oikocredit für SSNUP zusammenarbeiten?

Für die Wetterindexversicherung wollen wir mit zwölf neuen Organisationen zusammenarbeiten. Vorerst haben wir mit drei Partnerorganisationen begonnen, die Wetterindexversicherung für KleinbäuerInnen vorzubereiten. Vier Länder werden an diesem Projekt beteiligt sein: Senegal, Côte d'Ivoire, Mali und Burkina Faso. Unser Partner Inclusive Guarantee wird die bestehenden Indexversicherungen auf Basis der Forschungsergebnisse skalieren und auf die Bedürfnisse von KleinbäuerInnen anwenden, das Produkt entwickeln und die Anwendung koordinieren.

Wir arbeiten derzeit mit 21 Partnern in Latein- und Zentralamerika für das Preisrisikomanagement-Programm zusammen und werden prüfen, mit welchen Partnern wir in Afrika und Asien zusammenarbeiten werden. In Ruanda haben wir jetzt die Partner ausgewählt, die am Preisrisikomanagement-Programm teilnehmen werden. Dort werden wir auch mit einem Beratungsunternehmen zusammenarbeiten, das mit dem Programm vertraut ist, da die Bewältigung der Bedürfnisse von Landwirtschaft und Versicherung sehr spezifisches Fachwissen erfordert. Es gibt viele externe Faktoren und Anforderungen, wie etwa die Infrastruktur, staatliche Vorschriften, internationale Handelsbedingungen, usw., von denen SSNUP abhängig ist. Unsere Hauptaufgabe ist es, zu koordinieren und zu organisieren.

Können sich die Impact Investoren politisch für den Schutz von KleinbäuerInnen einsetzen?

Wir können keine Lobbyarbeit betreiben. Aber allein die Tatsache, dass wir zwei nationale Organisationen an Bord haben, gibt mir Hoffnung, dass positive Veränderungen möglich sind. Zumal die Organisationen staatliche Gelder nutzen und auch sonst sehr aktiv sind. Ländliche Armut hat viele Ursachen: das Wetter, der Klimawandel, mangelnde Kenntnisse und Fähigkeiten, die dem neuesten Stand der Technik entsprechen, unzureichender Zugang zu Märkten und Finanzen sowie unfaire Praktiken. Das SSNUP-Programm macht es möglich, mehr Aspekte als bisher zu betrachten und Lösungen zu finden. Die fünf größten Impact Investoren können gemeinsam mehr erreichen als einer allein. Wir bekommen ein Forum, in dem wir Ideen austauschen, Wissen teilen und miteinander arbeiten können, um dieses spezielle Ziel zu erreichen. Der Zeitpunkt ist wegen der Pandemie etwas unsicher, aber ich hoffe, dass wir in der zweiten Jahreshälfte vor Ort richtig loslegen können. Wir können derzeit planen und vorbereiten, aber ab einem bestimmten Punkt braucht man den direkten Kontakt zu den Menschen.

Das Interview führte Marion Wedegärtner vom Westdeutschen Förderkreis von Oikocredit.

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