SSNUP: Neues Projekt zum Schutz von KleinbäuerInnen [Teil 1]

SSNUP: Neues Projekt zum Schutz von KleinbäuerInnen [Teil 1]

SSNUP interview 1.jpg06. Mai 2021

Ging Ledesma, Direktorin für Soziales Wirkungsmanagement und Innovation, berichtet über das Smallholder Safety Net Upscaling Programme (SSNUP).

Wenn der Agrarsektor und die Ernährungssicherheit bedroht sind, leiden einkommensschwache Gemeinschaften. Ging Ledesma, Direktorin für Soziales Wirkungsmanagement und Innovation bei Oikocredit International, berichtet über diese Probleme und wie Oikocredit und andere mit dem Smallholder Safety Net Upscaling Programme (SSNUP) darauf reagieren.

In ihrer Rolle als Direktorin für Soziales Wirkungsmanagement und Innovation verantwortet Ging Ledesma auch das Beratungs- und Schulungsangebot von Oikocredit.

Mit welchen Problemen sind KleinbäuerInnen konfrontiert, die zum Smallholder Safety Net Upscaling Programme (SSNUP) geführt haben?

Fast 80 Prozent der armutsbetroffenen Menschen dieser Welt leben in ländlichen Gebieten, 500 Millionen davon sind Haushalte von KleinbäuerInnen. Das Wachstum des Agrarsektors ist zwei- bis viermal effektiver bei der Armutsbekämpfung als das Wachstum anderer Sektoren; allerdings stehen die KleinbäuerInnen vor großen Herausforderungen. Unter anderem sind sie anfällig für Preisschwankungen und haben keinen Zugang zu Ressourcen, Technologie, Betriebsmitteln, Finanzen, Wissen und Märkten.

Hinzu kommt, dass die Auswirkungen des Klimawandels immer deutlicher werden. Wir sehen wie ländliche Gemeinden durch den steigenden Meeresspiegel überflutet werden und zu Küstenlandschaften werden, während andere Gebiete durch anhaltende Dürre zu Trockengebieten werden. Dies entzieht den Menschen ihre Lebensgrundlage und führt dazu, dass viele von ihnen in die Städte abwandern.

Die Ernährungssicherheit ist massiv bedroht. Wenn wir jetzt keine Lösungen finden, wird es bald zu spät sein. Um die Ernährungssicherheit zu schützen und die weit verbreitete Armut auf dem Land zu bekämpfen, müssen Produktivität, Einkommen und Widerstandsfähigkeit der Kleinbauernhaushalte deutlich steigen und gleichzeitig eine nachhaltigere Landwirtschaft eingeführt werden. Aus diesem Grund gibt es SSNUP.

Fast 80 Prozent der armutsbetroffenen Menschen dieser Welt leben in ländlichen Gebieten, 500 Millionen davon sind Haushalte von KleinbäuerInnen.

Was ist SSNUP und wie wird es die KleinbäuerInnen schützen?

SSNUP ist ein Projekt von fünf großen Impact Investoren, darunter Oikocredit, mit dem Ziel die Schwächen der Produktivität, des Einkommens und der Widerstandsfähigkeit von KleinbäuerInnen zu beheben. Es handelt sich um ein 10-Jahres-Programm mit einem Gesamtbudget von 55 Millionen Euro zur nachhaltigen Verbesserung der Geschäftsabwicklung zwischen verantwortungsbewussten MarktakteurInnen der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette und KleinbäuerInnen, mit besonderem Schwerpunkt auf Geschlechtergerechtigkeit und Schaffung von Arbeitsplätzen.

Die Impact Investoren werden ihre lokale Expertise und ihr Kapital einsetzen, um die Sicherheitsnetze von 10 Millionen Kleinbauernhaushalten in Afrika, Asien und Lateinamerika zu vertiefen und zu stärken. Das Projekt wird schätzungsweise 50 Millionen einkommensschwache und stark gefährdete Menschen erreichen und in drei Phasen durchgeführt. Der Beitrag von Oikocredit zur ersten Phase, die im Januar dieses Jahres genehmigt wurde, konzentriert sich auf Preisrisikomanagement und Wetterindexversicherungen (mehr dazu im zweiten Teil des Interviews).

Neben der Förderung landwirtschaftlicher Wertschöpfungsketten wird SSNUP einen bedeutenden und dauerhaften Beitrag zu sieben der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs) leisten: keine Armut, kein Hunger, Geschlechtergerechtigkeit, menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum, verantwortungsvoller Konsum und Produktion, Klimaschutz und Leben an Land.

Der Klimawandel entzieht den Menschen ihre Lebensgrundlage und führt dazu, dass viele von ihnen in die Städte abwandern.

Wer ist an diesem Programm beteiligt?

SSNUP wurde von der Schweizer Agentur für Entwicklung und Zusammenarbeit und der luxemburgischen Direktion für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Angelegenheiten in Zusammenarbeit mit Lux-Development entwickelt. Koordiniert wird es von ADA (Appui au Développement Autonome). Neben Oikocredit sind vier weitere große Impact Investoren beteiligt: Grameen Crédit Agricole Foundation, Incofin, responsAbility und Symbiotics. Das Programm stützt sich auf das Fachwissen und die Erfahrung von Impact Investoren, die bereits in den Regionen tätig sind, in denen das Projekt durchgeführt wird.

Was ist das Besondere an SSNUP?

Nun, zum einen kommen fünf der größten Impact Investoren für dieses Projekt zusammen. Ihr verwaltetes Vermögen liegt zwischen 92 Millionen und 3,5 Milliarden Euro, sie investieren zwischen 10 und 100 Prozent ihres Portfolios in die Landwirtschaft. Dass wir uns alle in diesem Rahmen auf kleinbäuerliche Landwirtschaft konzentrieren, ist neu und ermöglicht es uns, groß zu denken und zu handeln. Es geht auch darum, gemeinsam etwas Innovatives zu entwickeln, das KleinbäuerInnen hilft, stärker und widerstandsfähiger zu werden.

Warum nimmt Oikocredit an dem Programm teil?

Unser Herz schlägt für die Landwirtschaft. Die Steigerung der Produktivität und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft und die Verbesserung der Lebensbedingungen von KleinbäuerInnen war von Anfang an ein Kernanliegen von Oikocredit. Dies ist eine große Herausforderung aufgrund der unterschiedlichen Rahmenbedingungen und der Volatilität in diesem Sektor. Wir wissen, dass die Mehrheit der von Armut betroffenen Menschen in ländlichen/landwirtschaftlichen Gebieten lebt, und wir wissen, dass dieser Sektor nicht die Unterstützung bekommt, die er braucht. Ländliche Regionen sind auch diejenigen, die unter den Auswirkungen des Klimawandels zu leiden haben. Wenn wir also wollen, dass die Menschen langfristig einen Weg aus der Armut finden, müssen wir ihre Resilienz stärken.

Wir waren sofort überzeugt, bei SSNUP mitzumachen, als wir erfuhren, dass es darum geht, das Sicherheitsnetz für KleinbäuerInnen mit Versicherungen, klimasmarter Landwirtschaft, Zugang zu Finanzmitteln, neuen Technologien und Schulungen für deren Anwendung zu erweitern. Unsere Experten für soziales Wirkungsmanagement, Beratung und Schulungen („Capacity Building“) und Landwirtschaft werden an dem Programm arbeiten. Wir erhoffen uns zwei Dinge: Wenn die Arbeit der landwirtschaftlichen Partnerorganisationen sicherer wird, haben wir die Möglichkeit, unser landwirtschaftliches Portfolio zu erweitern. Gleichzeitig sind stärkere Partnerorganisationen attraktiver und haben damit mehr Zugang zu zusätzlichen GeldgeberInnen abseits von Oikocredit. Es ist seit langem bekannt, dass KleinbäuerInnen in aller Welt viel mehr Unterstützung, Zugang zu Märkten und Ressourcen sowie eine faire Gewinnbeteiligung in Wertschöpfungsketten brauchen.

Wie Oikocredit SSNUP mit der Wetterindexversicherung helfen will, sein Ziel zu erreichen, und welche Partnerorganisationen für diese Initiative ausgewählt wurden, erfahren Sie im zweiten Teil dieses Interviews.

Das Interview führte Marion Wedegärtner vom Westdeutschen Förderkreis von Oikocredit.

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